Von Michael Brandt und Johannes-Geert Hagmann
"Dusche/Bad, Fernsehen, Telefon, Minibar, Minitel" - auch wer in Deutschland den Dienst nie genutzt hat, kennt ihn aus den Hotelbeschreibungen in Frankreich der 1980er und 1990er Jahre. Wo heute WiFi oder Internetanbindung aufgelistet werden, stand in Frankreich das Minitel als Kommunikationsdienst und Ausstattungsmerkmal. Doch nur wenige ausländische Gäste werden es genutzt haben, denn mit der Einführung des "Médium interactif par numérisation d'information téléphonique" beschritt Frankreich einen Sonderweg. In den 1970er Jahren starteten viele Telekommunikationsanbieter in den USA und Europa die Entwicklung von neuen Diensten mit Bildschirmtext. Durch die Verknüpfung von Bildschirm und Tastatur zu Terminalendgeräten und die Nutzung bestehender Telefonanschlüsse wurden neue interaktive Kommunikationsdienste geschaffen. Sie zogen noch vor den zeitgleich aufkommenden Personal Computer in viele Privathaushalte ein. Verglichen mit den Möglichkeiten des Internets heute waren die damals angebotenen Dienste bescheiden. Doch neben Auskunftsdiensten und Reisebuchungen gab es mit message-boards bereits eine Austauschmöglichkeit zwischen Nutzern.