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Der „satte dröhnende Klang“ eines 6-Zylinder Franklin-Boxermotors über dem Norden Münchens kündigte am Mittag des 15. Juni 2011 die Ankunft des Kunstflugzeugs Hirth Hi 27 ACROSTAR MK. II auf dem Gelände der Flugwerft Schleißheim an. Das Flugzeug mit dem Kennzeichen D-EMKB ist der Prototyp von 9 Flugzeugen, die bei der Firma Wolf Hirth in Nabern / Teck unter der Leitung von Leo Meeder in den 1970er Jahren gefertigten wurden. Der Flugzeugentwurf basiert auf einer Konzeption der Kunstflieger Horst Gehm, Josef Hößl, Arnold Wagner und Walter Wolfrum zum Ende der 1960er Jahre und stellt die Antwort auf die seinerzeit brennende Frage nach leistungsfähigen Wettbewerbsflugzeugen dar. Nach einer „Rekord-verdächtigen“ Entwicklungs- und Bauzeit von nur einem Jahr und 5 Monaten fand am 16. April 1970 der Erstflug mit Arnold Wagner statt. Das Flugzeug bestach sofort durch seine hohe Manövrierbarkeit und sein hohes Leistungsvermögen. Die Fachwelt war von der kompromisslosen Kunstflugauslegung begeistert. Es konnten die wesentlichen Entwurfsmerkmale für den Betrieb sowohl im positiven als auch im negativen Anstellwinkelbereich souverän realisiert werden. Mit dem Einbau einer neuartigen Höhenruder- Flügelklappenkoppelung wurde z. B. eine bis dato unerreichbare Wendigkeit erzielt. So belegte dann auch die brandneue D-EMKB mit Arnold Wagner am Knüppel unter der Wettbewerbsnummer 27 auf Anhieb den vierten Platz bei der Kunstflug-Weltmeisterschaft 1970 in Hullavington, England.

Anhand des neuen Exponats können dem Besucher der Flugwerft Schleißheim nun wesentliche Auslegungskriterien für Hochleistungsflugzeuge besser gezeigt und erklärt werden. Unser Dank gebührt Herrn Dipl.-Ing. Helmut Fendt aus Braunschweig. Er überlässt dem Deutschen Museum in einer großzügigen Schenkung dieses schöne und technisch beeindruckende Flugzeug, das er über 20 Jahre lang mit großer Begeisterung geflogen hat.

Autor/in

Matthias Knopp

Dr. Matthias Knopp ist ehemaliger Leiter der Hauptabteilung Luft-, Raum-, Schifffahrt und ehemaliger Kurator für die Ausstellung Raumfahrt. Er hat die nachweislich erste E-Mail aus dem Deutschen Museum verschickt und 1995 das Museum mit einer eigenen Webseite ins Internet gebracht.