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Wer hat’s erfunden? Diese Frage lässt sich bei der modernen Querflöte eindeutig beantworten: der Münchner Flötist, Komponist und Flötenbauer Theobald Böhm. 1847 stellte Theobald Böhm seine „Flöte nach einem wissenschaftlich begründeten System“ erstmals vor. Heute ist sie als „Böhm-Flöte“ bekannt und wird auf der ganzen Welt gespielt. Das Deutsche Museum kann die Entwicklung dieses Instruments nun in seiner Musikinstrumentensammlung in besonderer Weise zeigen. Herr Dr. Heinz Prager, München, überließ dem Museum in einer großzügigen Schenkung seine bedeutende Sammlung von Querflöten.
 

Mit herausragenden Exponaten zeigt sie die Arbeit von Theobald Böhm, aber auch Instrumente von Zeitgenossen, die sich mit der Erfindung des Münchners auseinandersetzten – intensiv und kontrovers. Etwa vierzig Flöten umfasst die Sammlung, darunter Instrumente von bekannten Flötisten der Münchner Hofkapelle, die für die Geschichte des Flötenspiels in München von besonderer Bedeutung sind.

Bearbeitung der Sammlung im Museum

Im Deutschen Museum wurden die Instrumente gereinigt, photographiert, genau beschrieben, dokumentiert und erforscht. Es wurden Kooperationen mit externen Partnern geschlossen, um auch Untersuchungen durchführen zu können, die im Deutschen Museum nicht möglich sind. Die Materialien – Hölzer und Metalle – wurden gemeinsam mit dem Institut für Holzforschung bzw. dem Restaurierungszentrum der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen untersucht und bestimmt. Röntgenaufnahmen und sog. Innenbohrungsmessungen des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg machen die Struktur der Flöten deutlich. Um die Flöten in einen größeren Zusammenhang einzuordnen, führte der Weg auch in die Münchner Archive und Bibliotheken.

Der Blick aufs Detail

Nur wer sehr genau hinsieht, erkennt z. B. die nur wenige Millimeter großen Silberstempel auf englischen und französischen Flöten. Die Silberteile der Flöte von Teobaldo Monzani geben Aufschluss über die Herstellungszeit und den Hersteller des Metalls. Der Kopf des Herrschers ist Zeichen für die Steuerzahlung, der schreitende Löwen für die Silberqualität, der Jahresbuchstabe (hier „k“) für das Jahr (1825). Die Hersteller ("TM" und "HH") sind bisher nicht identifiziert.

Die Signaturen einiger Instrumente erzählen von deren Geschichte. So befindet sich in der Sammlung z. B. die fünfte Zylinderflöte, die Theobald Böhm gebaut hat. Sie trägt zudem die Inventar-Nummer 29 der Münchner Hofkapelle. Aus dem Geschäftsbuch Böhms weiß man, dass diese Flöte 1849 von dem Hofmusiker Sigmund Zaduck (vor 1833-1887) erworben wurde. 

Anrührend ist die Spur intensiver Nutzung bei der Flöte des Münchner Flötisten Rudolf Tillmetz: An der Stelle, an der der Daumen das Instrument abstützt, hat sich durch den jahrelangen Gebrauch eine Delle gebildet. Als Tillmetz 1907 in den Ruhestand ging, bat er, die Flöte, auf der er seine größten Erfolge hatte, behalten zu dürfen.

Werden Sie selbst aktiv

Den forschenden Blick können Sie auch selbst nutzen: Finden Sie das Grab von Theobald Böhm auf dem alten Südfriedhof, blättern Sie durch Porträts  Münchner Flötisten der Jahrhundertwende und erforschen selbst die "Sammlung Prager".

Autor/in

Silke Berdux

Silke Berdux hat Musikwissenschaft studiert und ist Kuratorin der Musikinstrumentenabteilung am Deutschen Museum. Mit einem Team entwickelte sie die Ausstellung "Musikinstrumente". Schwerpunkte ihrer Tätigkeit sind die Erschließung der Sammlung sowie die Durchführung und Initiierung verschiedener Forschungs- und Vermittlungsprojekten.

Ihr Tipp für einen Besuch im Deutschen Museum: Der Zwitscherautomat in der Musikausstellung zeigt einen Baum, auf dem sich mehrere Vögel befinden. Es ist faszinierend, wie naturgetreu die Stimmen und Bewegungen der Vögel vom Pariser Automatenbauer Blaise Bontemps nachempfunden wurden.