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Verglichen mit anderen Städten ist München ein Dorf. Und weil es hier so großstädtisch und dennoch kuschelig zugeht, ziehen immer mehr Menschen zu. Es scheint also etwas dran zu sein, an der These von den immer weiter wachsenden und wuchernden Städten weltweit. Angeblich findet hier Zukunft statt, ich bin mir aber nicht sicher, ob ich diese Zukunft noch abwarten kann. Überall wird gebaut – die Mieten steigen dennoch exorbitant. Einige meiner Freundinnen sind bereits von der Stadt aufs Land gezogen – da wohnt es sich noch günstiger, allzumal dann, wenn kein S-Bahn-Anschluss in der Nähe ist. Andere arbeiten bis weit über das 70. Lebensjahrzehnt hinaus, nur um sich diese Stadt noch leisten zu können.

Und selbst wenn wir in den kommenden Jahren soviel Wohnraum schaffen, dass der Mietspiegel wieder sinkt – wie werden wir uns dann von A nach B bewegen? Noch ist die Stadt verhältnismäßig klein und überschaubar - da sollte es eigentlich kein Problem darstellen, den Autoverkehr weitgehend aus der Innenstadt zu verbannen. Aber das scheint ein derart heißes Eisen zu sein, dass sich kein Politiker und keine Stadtplanerin daran die Finger verbrennen mag. Stattdessen wird heute immer noch um jeden Parkplatz erbittert gekämpft. Visionen? Die scheitern meines Erachtens nicht an den Bürgerinnen und Bürgern sondern vor allem an der Zaghaftigkeit derer, die das Mandat erhalten haben, die Weichen für die Zukunft der Stadt zu stellen und an den Paragrafen, hinter denen sie sich verstecken können.

In den Städten der Zukunft – so lerne ich in Kultur&Technik – könnten wir nicht nur auf den Indivdualverkehr weitgehend verzichten, wir könnten uns sogar selbst mit Gemüse und Obst versorgen und das Stadtklima durch grüne Fassaden und Dächer verbessern. Nur: Wann wird damit begonnen? Im aktuellen Magazin des Deutschen Museums werden zahlreiche Ideen und Konzepte beschrieben. Einiges davon wird heute schon probiert, vieles steht zumindest für Europas Städte noch auf dem Papier. Und das wirft die Frage auf, ob wir neue Formen der Entscheidungsfindung brauchen, um unsere Städte nicht nur neu zu denken sondern auch zu gestalten. Was meinen Sie?

Autor/in

Sabrina Landes

ist Redaktionsleiterin des Museumsmagazins Kultur & Technik. Sie bloggt regelmäßig zum Erscheinen eines neuen Hefts über ihren ganz persönlichen Zugang zum Magazinschwerpunkt. Das neu erschienene Heft lässt sie erst einmal etliche Tage liegen, bevor sie darin blättert, aus Angst vor den trotz mehrfacher Korrekturen übersehenen Fehlern.