Blau ist in aller Munde - man spricht von blaumachen und blauäugig sein, von blauem Blut und der Fahrt ins Blaue. Das Diözesanmuseum St. Afra in Augsburg hat nun zur Vernetzungsaktion #aberBlau #butblue aufgerufen: Vom 5. bis 19. Juli 2020 zeigen die beteiligten Institutionen Blaues aus ihren Schränken, Vitrinen und Depots und berichten darüber auf ihren Social-Media-Kanälen und in Blogbeiträgen.
Auch wir haben in unseren Beständen gestöbert und nach der Bedeutung der Farbe gefragt. Denn natürliches Blau ist selten, weshalb immer wieder versucht wurde, es künstlich herzustellen. Chemiker wetteiferten beispielsweise im 19. Jahrhundert um die Herstellung von synthetischem Ultramarin und die BASF gab Unsummen aus, um Indigo zu synthetisieren.
In der Kunstgeschichte sind Farben als Symbolträger bekannt: So steht der blaue Mantel über rotem oder rosafarbenem Kleid symbolisch für die Mutter Gottes, die Himmelskönigin. Ikonen der orthodoxen Kirche verwenden die Farben der Marienbekleidung übrigens genau umgekehrt: ein blaues Kleid unter purpurfarbenem oder dunkelrotem Mantel.
Doch auch bei Objekten in wissenschaftlichen Sammlungen fällt auf: die Farben wurden nicht immer ganz zufällig gewählt. Beim Taschenspucknapf „Blauer Heinrich“ konnte dank des transparenten Kobaltglases der Füllungsgrad festgestellt werden. Zudem verbarg die Färbung in kräftigem Blau den unappetitlichen Inhalt: das infektiöse Sputum (Auswurf) von Tuberkulosekranken. Statt auf den Boden zu spucken, wo sich die Mykobakterien lange halten können, sollten die Kranken den tragbaren Taschenspucknapf benutzen. Entwickelt hatte den „Blauen Heinrich“ der Lungenfacharzt Dr. Peter Dettweiler (1837–1904) im Jahr 1889 als kostengünstige Hygienemaßnahme zur Verringerung der Ansteckungsgefahr. Durch den verschließbaren Metalldeckel, der praktischerweise mit einer Hand zu öffnen war, konnte sich der Inhalt nicht versehentlich entleeren. Zur Reinigung des Gefäßes war der Fuß abzuschrauben.